Ein Herz für Olivenbäume

Beispiel Griechenland: Ein deutscher Pflanzenliebhaber möchte Mallorcas vernachlässigte und unbeliebte Bäume schützen. Baumpflege in ein Schutzprogramm aufnehmen und mit Funkchips versorgen

Alte Olivenbäume haben auf Mallorca keinen einfachen Stand. Die industrielle Ernte ist angesichts der Konkurrenz vom Festland ohnehin ein schwieriges Geschäft. Und die alten Bäume widerstehen den Erntemaschinen: Sie wachsen in Hainen, wo sie schwer zu erreichen sind, und die Stämme sind so dick, dass die Oliven nicht maschinell abgeschüttelt werden können.
Karl Röske hat sich genau diesen Bäumen verschrieben – besonders denen, die es schon seit Hunderten oder Tausenden von Jahren gibt. Der ehemalige Mallorca-Bewohner und Pflanzenliebhaber hat von seiner griechischen Mutter auf Kreta eine Olivenbaumplantage übernommen. Die Bäume wurden in einem gepflanzt
Schutzprogramm unter der Schirmherrschaft des Technischen Instituts in Heraklion, das heute rund 3.000 Olivenbäume umfasst. Etwa tausend sind schätzungsweise mindestens 1.000 Jahre alt, sagt Röske, weitere 200 sind sogar mehr als 2.000 Jahre alt.
Der Olivenbaumfan ist mittlerweile Schirmherr der Initiative für Deutschland und verkauft auch in seinem eigenen Bioladen das Öl seiner uralten Bäume. Jetzt will er das griechische Schutzprogramm auch auf Mallorca umsetzen. „Auf der Insel möchte ich diese alten Bäume in Zusammenarbeit mit Eigentümern und Olivenbauern messen, fällen, hüten und schützen“, kündigt Röske an. Die Funkchips schützen die Bäume vor Waldbränden oder Dieben. „Sie würden nicht glauben, wie viele Bäume in Griechenland gestohlen werden.“

Je oller desto härter: Öl von Altersbäumen hat weniger bittere Substanzen

Josep Oliver freut sich über die Dreharbeiten. Er ist Vorsitzender der mallorquinischen Vereinigung der Olivenbauern, die das Inselöl mit
der Ursprungsbezeichnung (Oli de Mallorca) fördert . Seit Jahren setzt er sich für eine bessere Pflege der Olivos ein – schon aus Gründen des Landschaftsschutzes. „Obwohl wir unzählige Olivenbäume auf der Insel haben, wurden viele Plantagen aus Mangel an Rentabilität aufgegeben.“ Nach Angaben des balearischen Umweltministeriums dominieren Olivenbäume (Olea europaea) die Vegetation auf Mallorca auf einer Gesamtfläche von 33.000 Hektar – von insgesamt 122.000 Hektar Wald. Röske lobt die guten Bedingungen für die Olivenbäume auf der Insel, aber er hatte auch deutliche Anzeichen von Vernachlässigung festgestellt.

In Zeiten des Tourismus- und Baubooms haben viele Finca-Besitzer das Interesse an ihren Olivenbäumen verloren, beschwert sich Oliver. Nur langsam beginnt eine Veränderung des Denkens. Der Olivenbauer verweist auf das steigende Produktionsvolumen im Vertrieb mit Ursprungsbezeichnung: Nach 100.000 Litern im vergangenen Jahr erwarten die mallorquinischen Landwirte in diesem Jahr bis zu 140.000 Liter – ein krisenfestes Geschäft. Das mallorquinische Olivenöl ist vergleichsweise teuer, die Ernte erfolgt handgemacht. Aber gerade die jahrhundertealten, unzugänglichen Bäume haben Röske schwer getroffen. Sie sind nicht nur eine Kuriosität – ein Olivenbaum wie dieser dreht sich alle zehn Jahre einmal um seine eigene Achse -, sondern auch ein Erbe, das geschützt werden muss. Röske schwört auf das Öl, das aus den Oliven der alten Bäume gewonnen wird. „Die freien Radikale sind noch sanfter, sie enthalten weniger bittere Bestandteile. „Und wenn Bäume richtig gepflegt würden, würden sie entgegen der landläufigen Meinung auch im Alter gute Erträge bringen. Der 44-Jährige hat viele Ideen, um Mallorcas Olivenbäume zur großen Zeit zu bringen. In seinem früheren Leben war er ein sensationeller Künstler und Zauberer („Vincent Vega“) und denkt jetzt über eine Zaubershow unter dem Motto „Magie für die Natur“ nach. Für 2011 plant er auch ein Benefizkonzert auf Mallorca, dessen Erlös an die Bäume geht.